Mit einer Bootsfahrt sind die insgesamt zehn Spitzenathleten am gestrigen Dienstag in das Abenteuer AlpFrontTrail gestartet. Mit von der Partie ist unter anderem Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. Bis zum Ziel am Stilfser Joch gilt es für die Sportler rund 850 Kilometer und 58.000 Höhenmeter zurückzulegen. Dafür haben sie acht Tage Zeit.
Die erste Etappe führte von Grado bis zum Rifugio Solarie und umfasste knapp 89 Kilometer, die die zehn Athleten jeweils in Zweier-Teams unter sich aufteilten. Bereits am ersten Tag machte der Grenzlauf seinem Namen alle Ehre. Es ging vorbei an der ehemaligen Festungsstadt Palmanova, deren charakteristisch sternförmiger Grundriss bis heute erhalten ist. Im Ersten Weltkrieg war Palmanova der wichtigste Stützpunkt der Italiener für die Isonzoschlachten. Weiter ging es entlang der Grenze zwischen Italien und Slowenien vorbei am Freilichtmuseum Kolovrat – auch hier wurde im Rahmen der Isonzoschlachten gekämpft.
„Es ist sehr spannend zu sehen, was sich in diesen Gebieten Unterschiedliches ergeben hat“, sagt Günther Rautz, Leiter des Instituts für Minderheitenrecht an der EURAC. So habe sich die slowenisch-sprachige Bevölkerung bei einer demokratischen Volksabstimmung 1920 in Kärnten für den Verbleib bei Österreich und gegen den SAS-Staat entschieden. Am selben Tag wurde Südtirol annektiert – jedoch ohne Volksabstimmung. „Das sind Geschichten, die man wissen muss, um zu verstehen, wie heute Minderheiten geschützt werden“, so Rautz.
Bereits auf den ersten hundert Kilometern wird sichtbar: Die Grenze bahnt sich ihren Weg durch majestätische Berglandschaften und atemberaubende Natur. Relikte aus diesen dunklen Zeiten – Festungen, Bunker und Schützengräben – sind entlang der Grenze verstreut, wo Bergsoldaten während des Ersten Weltkriegs kämpften.
Umso passender ist das Ziel des AlpFrontTrails, einerseits die Einheit und Freiheit Europas zu zelebrieren und andererseits an die historische Tragödie der Teilung und den ehemaligen Nationalismus zu erinnern und sich der Verantwortung des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas bewusst zu werden.
Weitere sieben Tage auf den Spuren des Gebirgskrieges haben die Spitzenathleten noch vor sich, ehe der Traillauf am Stilfser Joch endet. Die zweite Etappe am heutigen Mittwoch führt von Cepletischis über Stuppizza, den Passo Tanamea, Rio Ronc und den Neveasattel bis zum Etappenziel in Dogna. Mit einer Länge von 115,1 Kilometern und rund 9.000 Höhenmetern ist sie eine der Königsetappen des Grenzlaufs. Wer Lust hat, kann die Athleten über die Social Media Kanäle des Partners Suunto live mitverfolgen.