Doch die Reibung von Knochen auf Knochen führt zu starken Schmerzen. Vor allem die Bewegung des großen Zehs nach oben wird zunehmend beeinträchtigt. Läufer sind besonders häufig betroffen, ihnen fällt das Abrollen der Zehen sehr schwer. Mitunter wird der Schmerz so groß, dass selbst normales Gehen zur Qual wird.
Dazu kommen Schwellungen, Rötungen und eine Druckempfindlichkeit im Bereich der Großzehe“, weiß Dr. Konrad Scheuerer, Orthopäde in Gräfelfing. Aufgrund der Schwellungen im Großzehenbereich klagen die betroffenen Sportler, dass sie keinen Platz mehr in den Laufschuhen haben. Diese sind dann im Vorfußbereich zu eng geworden.
Der Läufer nimmt in der Folge eine Art Schonhaltung ein, das Gangbild verändert sich. Um Schmerzen im Bereich der Zehen zu vermeiden, rollt er fortan über den Fußaußenrand ab. Der große Zeh wird immer unbeweglicher und steifer. Der Hallux rigidus kann in schweren Fällen zu einer vollständigen Einsteifung des Großzehengelenks führen. Betroffen sind hauptsächlich Männer. Bisher ist nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren zu dieser Fußerkrankung führen. Oft kommen mehrere zusammen.
Eine chronische Fehl- oder Überlastung zählt bei Laufsportlern zu den häufigsten Ursachen. Meist tragen die betroffenen Sportler schlecht sitzende Schuhe, haben eine unsaubere Lauftechnik oder wollen zu schnell zu viel. „Ehrgeiz ist grundsätzlich natürlich positiv, aber man kann sich nicht in vier Wochen auf einen Marathon vorbereiten“, gibt Dr. Scheuerer zu bedenken. Eine chronische Fehl- oder Überbelastung löst Mikrotraumen im Zehengelenk aus. Falsch ausgeheilte Verletzungen kommen ebenfalls als Ursache infrage.
Ferner spielen die Veranlagung sowie angeborene oder erworbene Fehlstellungen eine Rolle. Dr. Scheuerer: „Viele Läufer haben ein abgeflachtes Fußgewölbe, zum Teil sogar einen Plattfuß oder Knick-Senkfuß. Dadurch wird das Großzehengelenk stärker belastet.“ Sogar Fehlstellungen im Knie- oder Hüftgelenk können die Großzehe auf Dauer übermäßig belasten. Stoffwechselstörungen wie Gicht führen mitunter ebenfalls zu einer vermehrten Reibung im Gelenk und lösen so langfristig eine Arthrose aus.
Eine Großzehengrundgelenks-Arthrose entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern immer über einen längeren Zeitraum hinweg. Wichtig ist, bereits bei den ersten Beschwerden zum Orthopäden zu gehen. Denn besonders im Anfangsstadium kann mit einfachen Maßnahmen oft geholfen werden. Dr. Scheuerer: „Ein Hallux rigidus bildet sich nicht von selbst zurück, sondern schreitet ohne Behandlung meistens weiter fort. Daher muss unbedingt zeitnah die Therapie beginnen.“
Der Orthopäde kann den Hallux rigidus zweifelsfrei aufgrund des Beschwerdebildes, einer körperlichen Untersuchung und einer Röntgenaufnahme diagnostizieren. Dr. Scheuerer: „Wichtig ist, auch eventuelle Fehlstellungen oder Begleiterkrankungen zu ermitteln und dann gleichzeitig zu behandeln.“ Im Anfangsstadium kann in der Regel gut mit konservativen Maßnahmen eine Besserung erzielt werden.
Ist die Arthrose des Großzehengrundgelenks bereits in einem mittleren Stadium, hilft oft eine Operation, um das Gelenk zu erhalten. Je nach Beschwerdebild, Alter und Ansprüchen des Patienten gibt es verschiedene Verfahren. Die Cheilektomie ist die häufigste Methode. Dr. Scheuerer: „Bei der Cheilektomie werden die Knochenauswüchse abgetragen, und die entzündete Schleimhaut wird entfernt. Dadurch reduzieren sich die Schmerzen, der Patient kann sich wieder besser bewegen.“ Liegt eine Fehlstellung vor, bietet sich die Osteotomie an. Bei diesem Eingriff wird der Mittelfußknochen gering verkürzt. Als letzte Behandlungsmöglichkeit bleibt schließlich die Versteifung oder die Implantation eines künstlichen Gelenks übrig.