Ich bekomme einen verzweifelten Anruf: „Du hast immer gesagt, dass man fürs Laufen nicht viel Geld ausgeben muss. Und ich hab dir geglaubt!“ Ich hake nach: „Wo bist du und was hast du getan?“ Lea hat vor zwei Wochen endlich mit dem Laufen angefangen, um ein bisschen fitter zu werden. Dafür hat sie sich auch einen Laufschuh im Internet gekauft, ein echter „Schnapper“. Irgendwie lief es aber nicht so rund, schon nach der ersten Runde im Park taten ihr Füße und Knie weh. „Das ist gar kein echter Laufschuh, obwohl es drauf stand! Und jetzt bin ich in einem Sportladen und der Verkäufer meint, ich brauche andere Schuhe und eine Uhr, und ich soll komische Kompressionsstrumpf-Dinger und eine Windschutzjacke kaufen. Laufen ist verdammt teuer!“
Ich bitte Lea, das Geschäft zu verlassen. Zwei Tage später treffen wir uns. Die Treter, die sie online erstanden hat, sind gruselig. Dass man ihr die als Laufschuhe angedreht hat, grenzt an Betrug. Sie haben nur 60 Euro gekostet – für Lea das entscheidende Argument. Wer mit dem Laufen beginnt, sollte kluge Entscheidungen treffen, sonst ist es mit der anfänglichen Begeisterung schnell vorbei. Ich habe einige Jahre lang einen Laufladen geleitet und weiß daher, welche Argumente in Verkaufsgesprächen genutzt werden, um Marge und Umsatz nach oben zu treiben. Hier folgen Antworten auf typische Anfängerfragen und Tipps für den schmalen Geldbeutel: Manches ist „Klimbim“, anderes notwendig, damit das Laufen sicher und fröhlich vonstatten gehen kann. Man braucht als Anfänger weder Kompressionsbekleidung noch Laufschuhe für 200 Euro. Auch eine Pulsuhr ist in vielen Fällen erstmal überflüssig.
TIPP: Beim Laufen darauf achten, dass ein Gespräch noch locker möglich wäre – dann ist der Puls im grünen Bereich.
Versorge deine Füße angemessen, denn sie tragen dich ein Leben lang und haben beim Laufen pro Schritt das Drei- bis Vierfache deines Körpergewichts aufzufangen. Im Internet seinen ersten Laufschuh zu kaufen, birgt viele Risiken: viele kaufen die falsche Größe (Laufschuhgrößen unterscheiden sich von denen bei Straßenschuhen) und wählen ein zu schmales oder zu breites Modell. Man muss einen Laufschuh anprobieren, um herauszufinden, ob es der richtige ist. Und dafür ist professionelle Hilfe unverzichtbar. Bei einer Laufberatung im Fachgeschäft ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, einen Schuh zu finden, in dem man sich wohlfühlt, der zur Fußform, zum Laufstil, Gewicht und den Zielen passt. Einen hochwertigen „Anfänger-Laufschuh“ gibt es oft schon ab 100 Euro. Aber wie gesagt: beim Schuh lieber nicht sparen. Es wird maßgeblich von ihm abhängen, ob das Laufen dauerhaft Spaß bereitet.
TIPP: Vorjahresmodelle gibt es oft schon mit großen Rabatten. Auf Nachfrage haben sie auch viele Händler. Auf Marathon-Messen findet man ebenso reduzierte Modelle.
Nicht mit normalen Baumwollsocken zu laufen ist eine gute Idee, wenn man Blasen, nasse Füße und Druckstellen vermeiden will. Allerdings kann man hier wirklich sparen. Denn funktionelle Laufsocken gibt es schon ab 5 Euro und die sind völlig in Ordnung. Kompressionssocken und andere Hightech-Produkte braucht man als Neuling in der Regel nun wirklich nicht.
TIPP: Bei Sportartikelherstellern oder in Sportgeschäften nach der Eigenmarke fragen.
Hier brauchen Sie für den Anfang keine teuren Highend-Teile, sondern einfach nur ein atmungsaktives Shirt und eine kurze enge Laufhose, damit es nicht scheuert. Ideal ist ein kurzes Outfit für die warmen Tage und eine Kombi aus Langarmshirt und langer Tight für die kälteren Monate. Bei niedrigeren Temperaturen können Sie die Teile übereinander tragen. Im Winter kommen die wenigsten um eine Laufjacke herum, aber die kann man sich ja mal zum Geburtstag wünschen.
TIPP: Im Laufladen nach der Eigenmarke fragen. Ab und zu haben Discounter Funktionswear im Programm, die durchaus etwas taugt. Ein Laufshirt oder eine Tight erhält man schon ab zehn Euro. Und die Funktionsunterwäsche nicht vergessen. Auch die gibt es für kleines Geld.
Bei den Kleidungsstücken, die man nicht sieht, wird gerne gespart. Dabei ist der passende Sport-BH genauso wichtig wie der richtige Laufschuh. Denn da die weibliche Brust überwiegend aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe besteht, ist sie ohne zusätzliche Unterstützung aufgeschmissen. Leider trägt aber die Hälfte der laufenden Frauen keinen Sport-BH. Dieser kann die Eigenbewegung der Brust um bis zu 75 Prozent verringern, ein normaler Büstenhalter dagegen nur bis zu 38 Prozent. Wer Verspannungen, Gewebeverletzungen, Brust- oder Rückenschmerzen vermeiden will, sollte sich einen guten Sport-BH zulegen. Dieser sollte zur Brust passen und sie umschließen, sich gut anfühlen, atmungsaktiv und robust sein, Halt geben und Bewegungsfreiheit ermöglichen.
TIPP: Die Brust verändert sich im Laufe des Lebens immer wieder. Daher bitte die Oberweite regelmäßig messen. Es gibt Online-Beratungsmöglichkeiten mit Größentabellen, aber sicherer ist es, direkt ins Fachgeschäft zu gehen und sich beraten zu lassen. Ein Sport-BH sollte keinen Geburtstag feiern – nach einem Jahr hat er in der Regel ausgedient.
Es gibt ein Teil, das dient einem in jeder Jahreszeit: das Funktions-Tuch. Solch ein Funktions-Tuch gibt es von Buff, P.A.C., UYN und vielen anderen. Es kann als Halstuch oder Kopfbedeckung genutzt werden. Im Sommer dient es als kühlender Sonnenschutz, an kalten Tagen wärmt es. Um den Schlüssel oder das Handy sicher zu verstauen, kann man bei den Shirts darauf achten, dass eine Tasche vorhanden ist – oder sich einen Laufgürtel zulegen. Es gibt auch solche aus Stretch-Stoff, die nicht wackeln oder stören.
TIPP: Funktionstücher sind beliebte Werbe-Give-aways. Einfach mal über eine Marathon-Expo gehen.
Damit Ihre Klamotten lange funktionstüchtig bleiben und nicht irgendwann mies müffeln, sollten Sie sich ein spezielles Waschmittel für Sportbekleidung anschaffen. So bleibt die Atmungsaktivität der Funktionstextilien länger erhalten. Auch Merinowolle-Teile können Sie damit waschen. Ihre Laufschuhe waschen Sie auch mit der Hand.
TIPP: In Drogerien die günstigere Eigenmarke kaufen. Alternativ können die Klamotten auch kurz ins Gefrierfach
gelegt werden, um Gerüche und Bakterien loszuwerden.